Facetten von Open Science
Da sucht man nach Publikationen zu Microblogging und stolpert über einen sehr interessanten finnischen Beitrag zu Open Research. Neben ihrem eigentlichen Ansatz zum Open Research Swarm, finde ich vor allem die Erläuterungen zu Open Science interessant.
Als erste Abgrenzung wird eine Unterteilung in
- Secret Science (nicht nach außen zugänglich),
- Restricted Science (eingeschränkt zugänglich, z.B. bei einer Auftragsforschung von Unternehmen und entsprechender Non-Disclosure),
- Circumspect Science (die Ergebnisse werden vollständig publiziert, allerdings erst nach dem Ende der Forschung) und
- Open Science (von Beginn an mitlaufende Offenlegung der Forschung)
zitiert. Für akademische Forschung wird Circumspect Science als vorrangige Art identifiziert. Das kann ich zwar für den Bereich Wirtschaftsinformatik nicht so eindeutig bejahen, aber die Variante des Offenlegens bereits zum Zeitpunkt der Idee ist mir auch noch nicht unterkommen.
Weiterhin werden für den Bereich Open Science die 5 Hauptströmungen
- Open Source,
- Open Access,
- Open Data,
- Science Commons und
- Open Peer Review
identifiziert. Die Open Source Bewegung ist dabei nicht direkt mit der Forschung (oder Wissenschaft) verbunden, ist aber durch ihren Erfolg eine gute Begründung für die anderen Bestrebungen.
Stell Dir vor, es ist Evaluation und keiner geht hin.
Es ist gerade Geisterstunde und somit eine neue (Arbeits-)Woche angebrochen. Diese hat voraussichtlich einigen Stress zu bieten, da die Evaluation der Fakultät ansteht. Mit jedem Tag, mit dem sie näher rückte, hatte ich den Eindruck, die Fakultät und einige ihrer dauerhaften Angestellten würden sich zu aufgeschreckten Hasen entwickeln, die den Schatten und Geruch eines Fuches gewittert haben. Aber da es kein Entkommen durch geschicktes Haken schlagen gibt, wird die bestmögliche Selbstrepräsentation versucht. Das erinnert mich doch stark, an das oberflächliche Aufräumen meiner Studentenbude, wenn der offizielle Besuch (in Person meiner Mutter) anstand. Ich will dabei nicht gleich von einem Potjemkinschen Dorf sprechen und auch nicht den Spruch „Jeder Blender hält sich für ein großes Licht“ heranziehen, den ich von einem Alf-Aufkleber (oder war es Garfield?) geklaut habe, aber es ist schon faszinierend, wie unterschiedlich doch gefühlte Realität und ins entsprechende Licht gesetzte Fakten divergieren können.
Wie auch immer. Zumindest sensibilisiert so ein Erlebnis ja für dieses Thema und deshalb bin ich dann auch bei einem lesenswerten Artikel aus der Süddeutschen hängengeblieben, welcher da lautet „Gute und schlechte Hochschullehre – Quantität vor Qualität“. Dieser beschäftigt sich zwar hauptsächlich mit der bibliometrischen Erfassung und wie ein Wissenschaftler somit anhand seiner Publikationen bewertet werden kann, aber das Bestreben danach, die Qualität des wissenschaftlichen Personals in ein standardisiert messbares und dadurch vergleichbares Maß zu bringen ist nicht nur bei der Literatur zu erkennen. So wird z.B. auch der Output der Lehre anhand der Anzahl abgelegter Prüfungen gemessen. Hält somit jemand eine Massenvorlesung und prüft danach mit einer möglichst einfach zu korrigierenden Klausur, ist das mehr wert, als ein interaktives Seminar zu veranstalten. Jegliche Nutzung innovativer Lehrformen ist somit für den Dozenten nur sinnvoll, wenn er seinen zeitlichen Aufwand dadurch verringert oder es zum publikationswürdigen Forschungsgegenstand macht. Ähnlich verläuft bei der Bewertung wissenschaftlichen Outputs der Umgang mit Open Access Publikationsplattformen. In der Empfehlung der WKWI zur Bewertung von Publikationsplattformen für Wirtschaftsinformatik gibt es leider kein „Pro“-Statement für Open Access. Aber wird Wissenschaft nicht wertvoller, je mehr Menschen sie zugänglich ist?
Nun gut, ich werde mich auch nachher wieder meinem Arbeitsvertrag beugen und gute Mine machen. Auch wenn ich mich nach dem vorletzten Absatz aus dem erwähnten Süddeutsche-Artikel
Schon seltsam, am Ende hat man den Eindruck, ob Bologna, Exzellenzinitiative oder Bachelor/Master – die ganzen Reformen kommen über die Universitäten wie Naturkatastrophen, ausnahmslos alle finden es schrecklich oder absurd, keiner kann was dafür. Winterhager antwortet auf die Frage, ob sich denn irgendeine Universität dem Evaluationszirkus verweigere, davon habe er bisher noch nichts gehört.
frage:
Waren es früher nicht die Universitäten von denen der Widerstand gegen Unzulänglichkeiten im System ausging?
Derzeitiges Forschungsinteresse
Gestern haben meine Kollegen und ich im Rahmen der Lehrveranstaltung Unternehmenskommunikation mal unsere Forschungsinteressen vorgestellt. Ziel war es, Studenten für Studien- und Diplomarbeiten in unserem Forschungsinteresse zu werben.
Wie man vielleicht durch die Folien erahnen kann, liegt mein Forschungsinteresse im Bereich der Stakeholderinformation und -kommunikation einer Universität. Auf Seite der formalen Information sollen Ontologiebasierte Ansätze die Lösung bieten. Die informelle Kommunikation soll durch Social Software unterstütz werden.
Dissertationsidee und Exposé
Aller Anfang ist schwer und dies trifft insbesondere auf ein Promotionsvorhaben zu. So zumindest meine Erfahrung und Beobachtung aus meinem Arbeitsumfeld (und ich habe auch noch nie eine gegenteilige Meinung gelesen). Um den Beginn etwas zu unterstützen, möchte ich an dieser Stelle auf zwei Fundstücke verweise bzw. sie wiedergeben.
Der erste Hinweis stammt aus dem sehr hilfreichen und informativen scholarz-Blog und erläutert 6 Kriterien, welche bei der Einschätzung der Diss-Tauglichkeit einer Idee helfen:
- Überschaubare Forschungssituation,
- Präziser Problembereich,
- Innovatives Potential,
- Aktualität,
- Längerfristige Relevanz des Themas und
- Orientierung am Stellenmarkt.
Ein weiterer Punkt, welchen ich für wesentlicher als die Orientierung am Stellenmarkt halte, ist das Interesse und die Begeisterung für das Thema. Kann dies nicht absolut mit JA beantwortet werden, wird man kaum das Durchhaltevermögen (oder die Sturheit) aufbringen, um die Widrigkeiten und Rückschläge bei der Promotion zu überwinden.
Hat man nun eine ungefähre Ahnung, wo es hingehen soll, ist mit der Erarbeitung eines Exposés (oder Exposees) zu beginnen. Dazu an dieser Stelle ein Strukturvorschlag aus dem Gruppennewsletter der Xing-Gruppe „Promotion“:
Grob sieht ein knackiges (10-seitiges, max. 12-seitiges) Exposee wie folgt aus:
1. Einleitung („Was interessiert mich?“ – endet mit der Fragestellung), etwa 2 Seiten
2. Forschungsstand („Was gibt es darüber?“ – endet mit der Forschungslücke), etwa 2 Seiten
3. Material und Methode, etwa 1 Seite
4. erste Hypothesen (die wichtigsten 3 genügen), etwa 2 Seiten
5. Gliederung, etwa 0,5 Seiten
6. Zeitplan (bitte realistisch), etwa 0,5 Seiten
7. Literatur, max. 2 Seiten
Soweit, so gut. Ich hoffe, die Tipps sind nicht zu trivial und können dem ein oder anderen den Beginn erleichtern.
Der erste Artikel…
Wie immer ist aller Anfang schwer, aber ich will mich gar nicht erst mit Floskeln aufhalten…ups… zu spät 😉
Für den Start dieses Blogs halte ich eine kurze Reflexion eines aktuellen Beispiels der realen Utopie eines Gurus (oder besser Koryphäe) der deutschen Wirtschaftsinformatik für angemessen. Die reale Utopie (=Vision) ist das Streben nach „sinnhafter Vollautomation“ und stammt von keinem geringeren als Peter Mertens.
Kleiner Exkurs für Studenten: Genauere Ausführungen dazu kann man im Tagungsband der Internationalen Tagung Wirtschaftsinformatik nachlesen ([1]). Laut Herrn Rolf soll es dazu auch eine Quellenangabe von Herrn Mertens aus dem Jahr 1995 geben (siehe [2] auf Seite 2). Diese taucht jedoch in der Literaturliste nicht auf und ist somit für uns leider an dieser Stelle verloren. Deshalb: Quellen immer korrekt angeben, damit Eure Zitate nachvollzogen werden können!
Aber zurück zu realen Utopie. Mittlerweile ist diese sinnhafte Vollautomation bereits in einigen Bereichen Realität geworden, so z.B. was das Durchsuchen von Nachrichten mittels einer Suchmaschine betrifft oder das automatisierte Kaufen und Verkaufen von Aktien anhand bestimmter Limits. Was das unglückliche Zusammenspiel solcher Automatisierungen aber bewirken kann, lehrt uns das Beispiel des plötzlichen Kurssturzes von United Airlines aufgrund einer falschen Google-Nachricht. Das Beispiel macht deutlich, dass auch eine bewährte Vollautomation, die somit sicherlich auch als sinnhaft erachtet wird, Ausnahmeerscheinungen hervorrufen kann, die das menschliche Eingreifen wiederum notwendig machen.
Ich möchte natürlich keineswegs an dieser Stelle das Streben zur Vollautomation als Tätigkeit in Frage stellen, um nicht der Blasphemie überführt und an den Pranger der Wirtschaftsinformatik gestellt zu werden. Das wäre für den ersten Artikel sicherlich zu viel verlangt und bleibt mir als reale Utopie für später vorbehalten… 😉
Literatur:
- [1] Mertens, Peter: Die Wirtschaftsinformatik auf dem Weg zur Unternehmensspitze – alte und neue Herausforderungen und Lösungsansätze. Hauptvortrag auf der 6. Internationalen Tagung Wirtschaftsinformatik 2003 in Dresden am 2003-09-19.
- [2] Rolf, Arno: Von Leitbildern, Moden und Langfristzielen der Wirtschaftsinformatik. URL: http://asi-www.informatik.uni-hamburg.de/personen/rolf/rolf_pdf_1998-99/WI_Leitbilder.pdf